Vorsorgeuntersuchungen – sinnvoll?!
Immer wieder werden wir mit der Frage konfrontiert ob und was für Vorsorgeuntersuchungen sinnvoll sind. Diese Frage kann nicht generell beantwortet werden, sie muss von Fall zu Fall mit jedem einzelnen Patienten individuell entschieden werden. Untenstehend eine Auswahl von möglichen Vorsorgeuntersuchungen:
- Blutuntersuchungen: wie Cholesterin, Blutzucker, Leber- und Nierenwerte und Prostatawert. Ab ca 50 Jahren erscheint uns diese Untersuchung sinnvoll für alle. Je nach familiärer oder individueller Risikosituation macht es Sinn, damit früher zu beginnen.
- Blutdruckmessung: Dies sollte auch in schon jungen Jahren beim Hausarzt bei Gelegenheit kontrolliert werden. Dies insbesondere auch bei bekannter familiärer Belastung für erhöhten Blutdruck.
- Routine-Röntgenuntersuchung der Lunge: dies wurde früher bei Rauchern empfohlen. Heute ist aber wissenschaftlich bewiesen, dass dies keinen Benefit bringt und daher nicht durchgeführt werden sollte.
- Ruhe-EKG: ein Ausgangs-EKG bei asymptomatischen Patienten kann einmalig durchgeführt werden. Routinemässige, jährliche Ruhe-EKGs hingegen machen keinen Sinn.
- Belastungs-EKG/Ergometrie: hat in den letzten Jahren sehr an Bedeutung verloren und wird daher bei gesunden/beschwerdefreien Patienten nicht mehr routinemässig empfohlen. Sollten hingegen Beschwerden wie Kurzatmigkeit, Brustschmerzen oder ähnliches vorhanden sein, dann macht es weiterhin Sinn eine Ergometrie durchzuführen.
- Koloskopie/qFIT: der Dickdarmkrebst ist unterdessen der zweithäufigste Krebs. Ab 50 Jahren steigt die Wahrscheinlichkeit daran zu erkranken deutlich an. Es hat sich wissenschaftlich gezeigt, dass ab 50 Jahren eine Routine-Kolonoskopie oder alternativ qFIT (=quantitativ fäkaler Immuntest= Nachweis von Blut im Stuhl) sinnvoll sind und die Sterblichkeit des Dickdarmkrebs gesenkt haben. Je nach familiärer Situation/Belastung kann diese Vorsorgeuntersuchung auch vorgezogen werden.
- Gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen inklusive Mammographie: für Frauen empfiehlt sich die regelmässige gynäkologische Untersuchung inklusive PAP-Abstrich (Gebärmutterhalskrebs). Ab 50 Jahren kann zusätzlich eine Mammographie alle 2 Jahre durchgeführt werden. In unserer Region erfolgt diese Untersuchung im Rahmen des Donna-Programms.
- Impfungen: ein regelmässiger Blick ins Impfbuch lohnt sich um allfällige Impflücken zu füllen, da einige Impfungen alle 10 Jahre aufgefrischt werden müssen. Insbesondere ältere Patienten sind oft erstaunlich schlecht geimpft.
Für uns gehört ebenfalls zu den Vorsorgeuntersuchungen dazu, Patienten auf andere Risiken anzusprechen. Insbesondere Rauchen, Alkohol und Drogen. Aber auch ein allfälliges Über- oder Untergewicht sollte angesprochen und lösungsorientiert angegangen werden.